Umweltbundesamt leitet Kehrtwende bei dezentraler Trinkwassererwärmung ein
Wovor Trinkwasser-Hygieniker schon seit Langem warnen, ist nun offiziell: Auch in dezentralen Trinkwassererwärmern und den dahinterliegenden Leitungen kann es zu einer Legionellenvermehrung kommen. Ultrafiltration könnte die Lösung sein.
Zu diesem Thema gibt das Umweltbundesamt in seiner Mitteilung vom 18. Dezember 2018 bekannt: "Bei der Abklärung von Legionelleninfektionen sind auch dezentrale Trinkwassererwärmer in die Ursachensuche einzubeziehen." Denn Untersuchungen bestätigten Verkeimungen in Leitungen zwischen beispielsweise elektrischen Durchlauferhitzern und Entnahmestellen - trotz Einhaltung der 3-Liter-Regel gemäß DIN 1988-200. Bislang wurde bei solchen Installationen auf eine Legionellenuntersuchung verzichtet. Hier leitet das Umweltbundesamt jetzt eine Kehrtwende in der Beprobungspraxis ein. Das Infektionsschutzgesetz ermächtigt das Umweltbundesamt zu solchen verpflichtenden Vorgaben, die damit über den privatrechtlichen Richtlinien von Verbänden oder Normungsausschüssen stehen.
Hygienische Kehrtwende kontra Wärmewende?
Die dezenztrale Trinkwassererwärmung galt bislang als ideale Lösung, die Wärmewende im Gebäudesektor voranzubringen. Die Logik dahinter ist einleuchtend: Wird Trinkwasser nur dann erwärmt, wenn es auch gebraucht wird - und am besten sogar nur auf die tatsächlich geforderte Temperatur -, spart das Energie. Doch die Trinkwasserhygiene folgt anderen Gesetzen. Die konstant hohe Temperaturerhaltung von Trinkwasser warm >55 °C ist eines davon. Allerdings läuft ein so hohes Temperaturregime den Anstrengungen einer CO2-Reduzierung im Gebäudesektor entgegen. Beispielsweise dem Betrieb von niedrig temperierten Wärmenetzen und dem Einsatz von Wärempumpen, die nur bei niedrigen Vorlauftemperaturen effizient arbeiten. Forschungsprojekte an der Technischen Universität Dresden zeigen jedoch neue Lösungen auf, wie Trinkwasserhygiene und Energieeffizienz in Einklang zu bringen sind.
Ultrafiltration: vielversprechender Ansatz in der Pilotphase
Zur Absicherung der Trinkwassergüte rückt nun ein weiterer technischer Ansatz in den Fokus: die Ultrafiltration, zum Beispiel im Bypass der Warmwasserzirkulation (UFC-Technologie). In aktuellen Modell- und Pilotstudien sowie dem Anfang 2019 gestarteten Forschungsprojekt "Ultra-F - Ultrafiltration als Element der Energieeffizienz in der Trinkwasserhygiene" der Technischen Universität Dresden wird die Absenkung der Systemtemperaturen von Trinkwasser warm auf beispielsweise 48/45 °C auf hygienische Sicherheit untersucht. Im Mittelpunkt stehen vor allem auch die damit verbundenen Rahmenbedingungen von der Nutzung der Entnahmestelen bis zur Hydraulik.
Die Temperaturreduktion hätte den Vorteil, dass wesentlich häufiger regenerative Systeme wirtschaftlich zur Wärme- und Warmwasserbereitung eingesetzt werden könnten. Ansonsten muss in großen Trinkwasseranlagen mit entsprechender Bevorratung in der Regel noch elektrisch nachgeheizt werden, um die geforderten Systemtemperaturen einhalten zu können.