Großheringen/Attendorn, 30. Juli 2015 – Marie-Luise Hörisch und Steve Müller haben zwei Dinge gemeinsam: ihre Ausbildung bei der Firma Viega in Großheringen (Thüringen) und die Teilnahme bei den 43. Weltmeisterschaften der Berufe in Brasilien, die vom 11. bis zum 16. August in Sao Paulo stattfinden. Der 21-Jährige aus Klosterhäseler (Sachsen-Anhalt) startet für Deutschland im Berufsbild Polymechaniker, die 27-Jährige aus Apolda (Thüringen) begleitet als Teamleader die 41-köpfige deutsche Mannschaft nach Südamerika.
Heute ist die offizielle Kleidung für die WorldSkills 2015 angekommen. Diese wird gleich anprobiert, ob sie auch passt oder noch geändert werden muss. Das Logo ihres Arbeitgebers Viega im thüringischen Großheringen wird noch auf die Hosen gestickt – nur dort darf es platziert werden, so das Reglement. Beide sind eine Woche vor Abflug nach Sao Paulo noch sehr entspannt. Sie haben sich auf ihre sehr unterschiedlichen Aufgaben in Brasilien gut vorbereitet.
Steve Müller hat sich bereits im Februar beim Wettbewerb der Polymechaniker auf Bundesebene für die Weltmeisterschaft der Berufe qualifiziert, bei denen sich alle zwei Jahre Auszubildende und junge Facharbeiter bis 22 Jahre in verschiedenen Disziplinen messen. Er ist damit der siebte Auszubildende aus der Großheringer Talentschmiede, der für Deutschland bei den WorldSkills startet. 2009 hatte sich Marie-Luise Hörisch als erste Frau im Berufsbild Polymechaniker für die WM der Berufe in Calgary/Kanada qualifiziert. Damals war sie noch Auszubildende bei dem Hersteller von Installationstechnik für Sanitär und Heizung. Heute steuert sie im dualen Studium bei Viega ihren Master-Abschluss als Wirtschaftsingenieurin an.
Monatelanges Training
In 22 Stunden muss Steve Müller eine voll funktionstüchtige Maschine mit all ihren Komponenten herstellen. Das weiß der angehende Industriemechaniker jetzt schon. Was für eine Maschine das sein wird, erfahren die Teilnehmer am ersten Wettbewerbstag. Seit Monaten trainiert der Sachsen-Anhalter in der hauseigenen Lehrwerkstatt der Firma Viega acht bis zehn Stunden täglich. Die Voraussetzungen sind ideal, denn hier ist mittlerweile auch Robert Erdmann, der 2007 an den Berufsweltmeisterschaften in Japan teilnahm, als einer von fünf Ausbildern tätig. „Das gesamte Team der Ausbildungswerkstatt hat mich super unterstützt. Ich fühle mich für den Wettbewerb sehr gut vorbereitet“, sagt Steve Müller. In Sao Paolo trifft er auf eine starke Konkurrenz. „Das sind alles Weltklasse-Arbeiter, sonst hätten sie sich ja nicht qualifiziert“, betont er. Mit 13 Mitstreitern wird er um einen Platz auf dem Sieger-Treppchen kämpfen. Sorgen mache ihm ein wenig der Konkurrent aus Brasilien, „der ja bereits auf den brasilianischen Dreh- und Fräsmaschinen, die im Wettbewerb genutzt werden, üben konnte.“ Das sei schon ein Vorteil. Denn am Ende gehe es wirklich um Toleranzen im Hundertstel-Millimeter-Bereich. „Ich mach mich aber nicht verrückt“, sagt er. Die Freude auf die bevorstehenden Wettbewerbe überwiege, denn wer habe schon mal die Chance nach Brasilien zu fliegen?
Nach sechs Jahren wieder dabei
Das sieht Marie-Luise Hörisch genauso. Sie freut sich darauf, sechs Jahre nach ihrer Teilnahme als erste Frau im Wettbewerb der Polymechaniker wieder Teil der deutschen Mannschaft zu sein. Am 5. August wird sie mit Steve Müller die Maschine von Frankfurt nach Sao Paulo besteigen. „Der Job als Teamleader ist megaspannend. Das ist eine besondere Aufgabe, junge und engagierte Menschen durch die nervenaufreibenden Tage zu führen“, sagt die Thüringerin. Ihre Erfahrungen von Calgary werden ihr bei dieser Aufgabe sehr helfen. „Denn es werden wirklich sehr anstrengende Tage“, verspricht Marie-Luise Hörisch ihrem jungen Kollegen, der nebenan in der Ausbildungswerkstatt trainiert. An den ersten beiden Tagen in Sao Paulo stehen erst mal Teambildungsmaßnahmen auf dem Programm. „Die Jugendlichen kommen aus ganz Deutschland. Es hat zwar bereits zwei Vorbereitungstreffen gegeben, aber es geht vor allem darum, aus den 41 Einzelkämpfern eine Mannschaft zu bilden, auch wenn sie in 36 verschiedenen Disziplinen starten.“ Während der Wettbewerbe seien die drei Teamleader dann sowas wie Mama und Papa für die Jugendlichen - immer ansprechbar, wenn sie irgendetwas auf dem Herzen hätten. Fachlich ständen den Teilnehmern sogenannte Experten zur Seite. Signal für Gesprächsbedarf mit den Teamleadern sei das Fähnchen auf Halbmast am Arbeitsplatz, so Marie-Luise Hörisch. Dann sei sie gefragt.