Das erstaunliche Temperaturverhalten von Legionellen

Die Sanierung hygienisch belasteter Trinkwasserinstallationen ist ein wichtiges Thema, bei dem zwei oft synonym verwendete Begriffe eine Rolle spielen: Legionellenschaltung und thermische Desinfektion. Obwohl sie unterschiedliche Maßnahmen beschreiben, weisen sie eine Gemeinsamkeit auf: Sie sind energieintensiv und eher ineffektiv für den Erhalt der Trinkwassergüte.

In diesem Blogbeitrag erfahren Sie, welche Maßnahmen tatsächlich effektiv sind, um Ihre Trinkwasserinstallation vor Verkeimung zu schützen. Und falls danach noch Fragen oder Anregungen haben, freuen wir uns, wenn Sie mit uns in Kontakt treten!

Die Legionellenschaltung

Die Legionellenschaltung, auch bekannt als Legionellenschleuse, beinhaltet das periodische Anheben der Trinkwassertemperatur auf über 60 °C durch den Wärmeerzeuger für eine begrenzte Zeit. Allerdings wird die Warmwassertemperatur während des Großteils der Betriebszeit sogar unter 50 °C abgesenkt, um scheinbar Energie zu sparen. Diese Maßnahme basiert auf der Annahme, dass eine vorübergehende Erhöhung der Temperatur Legionellen abtötet. Jedoch haben wissenschaftliche Untersuchungen mehrfach gezeigt, dass dies ein Trugschluss ist.

Eine Temperaturerhöhung über 60 °C verlangsamt lediglich die Reproduktion von Legionellen. Um diese Bakterien wirklich zu eliminieren, müssen sie über einen längeren Zeitraum und direkt mindestens einer Wassertemperatur von 70 °C oder mehr ausgesetzt sein. Legionellen im Biofilm überleben allerdings auch diese Maßnahme.

Konsequenzen einer Legionellenschaltung

Eine Legionellenschaltung hat negative Konsequenzen. Sie führt dazu, dass

  • die Legionellen eine höhere Temperaturtoleranz entwickeln
  • und eine echte thermische Desinfektion unwirksam machen können.
  • Zudem verursacht die Legionellenschaltung einen hohen Energieverbrauch
  • und führt zu einem schnelleren Verschleiß von Bauteilen der Trinkwasserinstallation, insbesondere von Dichtelementen.

Der wirksamste Schutz vor Legionellen bleibt ein konstant eingehaltenes Temperaturregime von 60 °C/55 °C. Das Absenken der Speichertemperatur unter diese Werte, um Energie zu sparen, ist ohne geeignete Kompensationsmaßnahmen gesundheitsgefährdend. Legionellenschaltungen sind dafür nicht geeignet.

Legionellen haben die Fähigkeit, eine Temperaturresistenz zu entwickeln und sich vor einer thermischen Desinfektion zu „verstecken“.

Die thermische Desinfektion

Selbst wenn bei einer thermischen Desinfektion in allen Teilstrecken 70 °C erreicht werden sollte – was in einer weit verzweigten Trinkwasserinstallation zweifelhaft ist –, können Legionellen überleben und sich wieder vermehren.

Die thermische Desinfektion wird im DVGW-Arbeitsblatt W 551 detailliert beschrieben. Gemäß den Richtlinien muss die Temperatur im gesamten Trinkwassersystem für mindestens drei Minuten 70 °C betragen. Jedoch haben Untersuchungen gezeigt, dass selbst nach einer fünfminütigen thermischen Desinfektion Legionellen immer noch nachweisbar waren, sowohl kulturell als auch durch PCR-Tests. Der Grund dafür liegt darin, dass Legionellen, die sich im Biofilm oder in Amöben angesiedelt haben, vor der hohen Temperatur geschützt sind.

Alternativen zur thermischen Desinfektion

Wenn eine Trinkwasser-Probenahme nach DIN EN ISO 19458, Zweck b, eine mikrobielle Belastung ergibt, deutet dies auf einen technischen Mangel in der Trinkwasserinstallation hin. Liegt der technische Maßnahmenwert koloniebildender Einheiten für Legionellen gemäß neuer Trinkwasserverordnung bei ≥ 100 KBE/100 ml, muss die Ursache untersucht und durch eine gezielte Sanierung behoben werden.

Eine thermische Desinfektion kann vorübergehend die KBE von Legionellen senken, aber nicht deren erneute Vermehrung verhindern.

Eine effektivere Maßnahme gegen erhöhte Legionellenkonzentrationen ist der Einsatz von endständigen bakteriendichten Filtern. Diese Filter können an ausgewählten Entnahmestellen installiert werden und ermöglichen die Nutzung des Trinkwassers, bis die bauliche Sanierung der Trinkwasserinstallation abgeschlossen ist.  In der Regel haben solche Filter eine Standzeit von 30 Tagen. Im Vergleich zur thermischen Desinfektion bieten solche Filter eine längere und vor allem sicherere Wirksamkeit.

Weitere Informationen zur hygienischen Auslegung und dem Betrieb von Trinkwasserinstallationen finden Sie in unserem kostenlosen Whitepaper "Erhalt der Trinkwassergüte".

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Bei hygienegerechter Planung von Trinkwasserinstallationen sind viele Dinge zu beachten. Wenn Sie dazu Fragen haben oder Unterstützung benötigen helfen wir Ihnen gerne. Schreiben Sie uns kurz eine Nachricht, damit wir schnellstmöglich auf Sie zukommen können. 

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