Hygienische Trinkwasserinstallationen: Das ist in der Kellerverteilung zu beachten.
Im ersten Schritt die qualifizierte Planung, im zweiten die fachgerechte Montage von Trinkwasserinstallationen: Das ist entscheidend für eine mängelfreie Trinkwasserhygiene. Dazu gehört mehr als nur das Beachten von Normen und Regelwerken für Trinkwasserinstallationen. In mehreren Blogbeiträgen gibt unser Trinkwasser-Experte Dr. Christian Schauer Tipps zur Sicherung der Trinkwasserhygiene. Seine Empfehlung: immer am Fließweg einer Trinkwasserinstallation orientieren. Den Anfang machen der Hausanschluss und die Kellerverteilung.
Trinkwasserhygiene im Hausanschlussraum: Warum die Temperatur von Kaltwasser niedrig halten?
Großen Einfluss auf die Trinkwasserhygiene hat die Frage, wie sehr die Temperatur von Kaltwasser im Verlauf des Fließwegs einer Trinkwasserinstallation ansteigt. Die DIN 1988-200 gibt zum Erhalt der Trinkwasserhygiene eine Kaltwassertemperatur von maximal 25 °C vor. Der Grund: Für Legionellen und auch andere Bakterien, die natürlicherweise im Trinkwasser vorkommen, bieten Wassertemperaturen zwischen 25 °C und 50 °C ideale Wachstumsbedingungen. Die VDI/DVGW-Richtlinie 6023 empfiehlt aus hygienischen Gründen sogar eine Kaltwassertemperatur von höchstens 20 °C.
Die Wassereintrittstemperatur am Hausanschluss ist jedoch in den meisten Regionen kontinuierlich gestiegen – nicht zuletzt als Auswirkung des Klimawandels. Zusätzlich wirken vom Hausanschluss bis zur Entnahmestelle, also auch in der Kellerverteilung weitere Wärmelasten auf das Kaltwasser ein. Deshalb müssen Wärmeeinträge schon im Hausanschlussraum gezielt vermieden werden. Das ist möglich, indem dort
- keine Heizung oder wärmeabgebende Anlagen oder Bauteile installiert werden, die Wärme in den Raum abgeben, und
- Sonneneinstrahlung keine Wärme von außen in den Raum bringt.
Im Heizungskeller eines typischen Mehrfamilienhauses sind der Hauswasseranschluss, die Heizung und die Warmwasserspeicher zusammen untergebracht. Das kann zu Wärmelasten führen, die schon hier hygienekritisch auf das Kaltwasser einwirken.
Wirkkreis der Trinkwassergüte
Der Wirkkreis der Trinkwassergüte beschreibt die vier wesentlichen Faktoren, die Einfluss auf die Trinkwasserhygiene haben:
- die angemessene Durchströmung aller Rohrleitungsstrecken,
- die Temperaturhaltung von Kaltwasser und Warmwasser,
- der regelmäßige Wasseraustausch durch einen bestimmungsgemäßen Betrieb der Trinkwasserinstallation, und
- das Minimieren des im Wasser befindlichen Nährstoffangebotes für Bakterien.
Wie diese wichtigen Hygienekriterien bei der Installation einer Trinkwasserinstallation berücksichtigt werden können, erfahren Sie in dieser Serie von mehreren Blogbeiträgen.
Hygienische Trinkwassererwärmung: Wie groß sollte der Speicher sein?
Der Trinkwasserspeicher sollte in jedem Fall bedarfsgerecht bemessen werden, also nicht zu groß sein. Dazu werden möglichst genau die tatsächlichen Gleichzeitigkeiten ermittelt. Denn: Ist der Trinkwasserspeicher zu klein, leidet der Warmwasserkomfort. Ist er zu groß, wird das Wasser nicht ausreichend schnell ausgetauscht. Damit steigt das Risiko einer Verkeimung. Ein häufiger Wasserwechsel ist besonders bei kleineren Speichern in Einfamilienhäusern wichtig. Denn hier regeln die Bewohner oft die Speichertemperatur herunter, um Energie zu sparen. Das ist zwar nicht zu empfehlen, aber gelebte Praxis.
Für große Trinkwasserinstallationen gilt gemäß DVGW-Arbeitsblatt W 551 eine Temperaturspreizung am Trinkwassererwärmer von 60 °C für den Warmwasseraustritt und 55 °C für den Zirkulationsrücklauf. Laut Trinkwasserverordnung handelt es sich um eine Großanlage, wenn der Trinkwassererwärmer mehr als 400 Liter fasst oder der Rohrleitungsinhalt mindestens einer Rohrleitungsstrecke bis zur Entnahmestelle mehr als drei Liter beträgt. Der Inhalt einer Zirkulationsleitung bleibt dabei unberücksichtigt.
Ab Hauswasseranschluss, hier ein Wasserzähler mit Absperrarmaturen und nachfolgendem Trinkwasserfilter, ist der Betreiber für die Trinkwasserhygiene verantwortlich.
Tipp
Der beste Weg, realistische Gleichzeitigkeiten zu ermitteln, ist es, die Gewohnheiten der künftigen Nutzer zu erfragen. Bei großen Gebäuden sollten diese Informationen in einem Raumbuch dokumentiert werden.
Trinkwasserhygiene in der Kellerverteilung: Welche Rohrleitungswerkstoffe sind optimal?
Werkstoffe, die mit Trinkwasser in Kontakt kommen, haben großen Einfluss auf die Trinkwasserhygiene. Sie können Nährstoffe für Bakterien und sogar Schadstoffe ins Wasser eintragen. Blei ist schon lange geächtet. Verzinktes Stahlrohr in Warmwasser führenden Trinkwasserinstallationen ebenfalls. Allerdings sollte auch in Kaltwasserinstallationen aufgrund des Korrosionsrisikos darauf verzichtet werden.
Als hygienische und praktische Lösung haben sich für die Kellerverteilung und die Steigleitungen die Rohrleitungswerkstoffe Kupfer und Edelstahl bewährt (geeignete Wasserqualität unbedingt vor Bauausführung prüfen!). Es gilt zwar nur für Warmwasser-Rohrleitungen eine Dämmpflicht gemäß Gebäudeenergiegesetz (GEG). Um eine Erwärmung zu verhindern oder zumindest zu verzögern, sollten jedoch auch die Rohrleitungen für Kaltwasser gedämmt werden.
Der nächste Blogbeitrag zur Trinkwasserhygiene geht auf die Aspekte der Rohrleitungsdimensionierung und Rohrleitungsführung ein, wie Schmutzeinträge bei der Installation verhindert werden können und wie sich Wärmeübergänge von Warmwasser auf Kaltwasser reduzieren lassen.
Mehr zu diesem Themen finden Sie außerdem in einem Fachbeitrag des Magazins SBZ.
Vorschriften für die Trinkwasserinstallation haben wir hier für Sie zusammengefasst und kurz erklärt.
Werkstoffe, die mit Trinkwasser in Kontakt kommen, haben großen Einfluss auf die Trinkwasserhygiene. Als hygienische und praktische Lösung haben sich für die Kellerverteilung und die Steigleitungen die Rohrleitungswerkstoffe Kupfer und Edelstahl bewährt.
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